Der Mondkalender ist eine Kombination aus einem Lunarkalender mit einem Interpretationssystem, das sich aus der frühen Astronomie sowie der Iatroastrologie herleitet und heute in der Astrologie Verwendung findet.
Schon seit Jahrhunderten finden bestimmte Mondperioden (zu- und abnehmend, auf- und absteigend) bei land- und forstwirtschaftlichen Arbeiten Beachtung.
Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten stets zur richtigen Zeit erledigen, da es je nach Anwendung sowohl „günstige“ wie auch „ungünstige“ Zeiträume gibt.
Seit etwa den 1980er Jahren erfährt die Beachtung dieser Zeitqualität über die im Handel erhältlichen Mond- oder Aussaatkalender zunehmenden Anklang.
Diese Werke sind hinsichtlich der Beachtung der Mondkonstellationen teilweise sehr detailliert ausgearbeitet.
Im Rahmen dieser neuen Renaissance werden diese Kalender auch in – über die ursprüngliche Verwendung hinausgehendem – anderem Zusammenhang benutzt.
Land- und Forstbauliche Mondkalender
Die Wurzeln des agrarischen lunaren Kalenders liegen in mittelalterlichen Bauernkalendern, die zum Beispiel im Hundertjährigen Kalender aus dem mittleren 17. Jahrhundert überliefert sind. Diese waren an kalendertechnisch alten Lunarkalendern orientiert.
Folgende Mondperioden sind – je nach Volksglauben oder Astrologischer Schule – für das Pflanzenwachstum relevant:
- Phasen der Zu- und Abnahme des Mondes, die eigentlichen Mondphasen (synodischer Mondrhythmus)
- Unterschiedliche Entfernung des Mondes zur Erde (anomalistischer Mondrhythmus)
- Auf- und absteigender Mond , d.h. abwechselnd nördlich des Himmelsäquators – hochstehend – und südlich des Himmelsäquators – tiefstehend.(tropischer Mondrhythmus)
- Mondstände in den Tierkreiszeichen (siderischer Mondrhythmus)
Beispiele für angebliche Zusammenhänge zwischen astrologischen Konzepten und Land- oder Forstwirtschaft:
- Das Ernten und Einlagern von Getreide soll bei abnehmendem Mond geschehen. Das Getreide sei dann haltbarer und nicht so anfällig für Käfer- und Schimmelbefall. Die Aussaat von Halmfrüchten (Getreide) solle dagegen bei zunehmendem Mond erfolgen, und zwar bevorzugt dann, wenn der Mond in einem Feuerzeichen (Fruchtzeichen) stehe. Dies ermögliche rasches und sicheres Auflaufen, schnellen Bodenschluss und dadurch verringerte Erosionsanfälligkeit. (Andere Quellen verweisen in diesem Zusammenhang auf den auf- bzw. absteigenden Mond.)
- Es wird behauptet, Holz, das die ersten acht Tage nach dem Dezember-Neumond im Tierkreiszeichen Wassermann (Sternbild) geschlagen wird, verziehe sich als Bauholz nicht.
Verschiedene Methoden
Innerhalb der mondbezogenen Agrarforschung gibt es erhebliche Unstimmigkeiten in der Methodik, die Tierkreiszeichen und Sternbilder mit dem siderischen Monat zu korrelieren:
Auf der einen Seite stehen die Erfahrungen von Thun (2001), auf der anderen Seite Untersuchungen, die überwiegend die Thun’schen Versuchsergebnisse nicht nachvollziehen konnten.
Spiess (1994) konnte in seinen mehrjährigen Versuchen die Thun’schen Aussaat-Empfehlungen zu lunaren Rhythmen nicht bestätigen. Er führt dies darauf zurück, dass Thun sich nach den Sternbildern, er selbst hingegen – wie auch Paungger & Poppe (1991) – sich nach den Tierkreiszeichen („Sternzeichen“) richtet.
Zwischen Sternbildern und Tierkreiszeichen besteht aber derzeit ein Unterschied von etwa 30 Bogengraden (siehe Präzession, Zyklus der Präzession), was beim Mondumlauf einen Zeitunterschied von durchschnittlich 2,3 Tagen ausmacht.
Es gibt es also derzeit zwei widersprüchliche vorherrschende Betrachtungsweisen: Thun orientiert sich an der indischen Astrologie (sog. „siderischer“ Tierkreis), Paungger & Poppe dagegen am Analogieprinzip der westlichen Astrologen und damit an den Tierkreiszeichen (sog. „tropischer“ Tierkreis).
Ein Beispiel aus dem Mondkalender 2001: Nach Paungger & Poppe stünde in Deutschland ein zunehmender Mond vom 4. April 20 Uhr bis 6. April 23 Uhr (also gut zwei Tage lang) im Zeichen Jungfrau, wogegen er nach Thun in dieser Zeit noch im Löwen stünde und erst am 6. April 12 Uhr in das Jungfrau-Zeichen einträte (bezogen auf mitteleuropäische Sommerzeit). Die jeweils empfohlenen Termine liegen bis zu drei Tage auseinander.
Auch gibt es in der Literatur unterschiedliche Ansichten über die Ausdehnung der Tierkreiszeichen (Gleichabständiges Modell, Konstellationsgrenzen), oder über die Qualität und Beurteilung der verschiedenen Perioden des Mondes.
Kritik
Da die Gezeiten im gleichen Rhythmus wie die Mondphasen schwanken, gibt es eine gesicherte Korrelation zwischen Mondphasen und den von den Gezeiten beeinflussten Rhythmen von Meereslebewesen.
Zu einem eventuellen Einfluss des anomalistischen Mondrhythmus (Abstand des Mondes zur Erde) und den tropischen (auf- und absteigenden Mond) gibt es keine sichere Bestätigung.
Untersuchungen an Phänologischen Kalendern lassen zwar eine Korrelation mit den synodischen Ereignissen im Jahreslauf zu, sind aber nicht signifikant. Die Einflüsse klimatischer und meteorologischer Faktoren sind deutlich ausgeprägter.
Duhamel du Monceau widerlegte in einer Studie zwischen 1732 und 1736 die These, im abnehmenden Mond geschlagenes Holz sei haltbarer als das zu anderen Mondphasen geschlagene.
Auch Hermann Knuchel kommt in groß angelegten Versuchen in den 1920er-Jahren zu keinem anderen Ergebnis.
Allgemein kann gesagt werden, dass Untersuchungen forsttechnischer Aspekte an Baumbeständen des Alpenraums und anderen von der modernen Forsttechnik geringfügiger beeinflussten Wäldern von deutlich höherer Aussagekraft sind. (Siehe hierzu den Artikel Mondholz).
Weitere Verwendungen des Mondkalenders
Neben der ursprünglichen Verwendung im agrarischen Bereich, werden heute astrologisch orientierte Mondkalender in unterschiedlichen Lebensbereichen benutzt:
Wann sollen Haare und Nägel geschnitten werden, oder wann ist der beste Termin für geschäftliche Entscheidungen, Feiern oder magische Rituale?
Diese Verwendung im sozio-kulturellen Kontext findet sich im Grenzgebiet zwischen Esoterik und Pseudowissenschaft, Mode und Aberglaube.
Im Rahmen der kosmobiologischen Empfängnisverhütung wird der Mondkalender zur Bestimmung der fruchtbaren Tage der Frau genutzt.
Die unterschiedlichen Interpretationssysteme, die in Mondkalendern verwendet werden, lassen einen breiten Spielraum für widersprüchliche, persönlich gefärbte und zumeist wissenschaftlich nicht belegte Aussagen.
Literatur
- Gottfried Briemle: Der Unterschied zwischen Sternzeichen und Sternbildern. In: Oberösterreichischer Volkskalender 2002. Verlag Oberösterr. Bauernbund, Linz, 2002, S. 71–78 .
- J. Paungger, T. Poppe: Vom richtigen Zeitpunkt. Die Anwendung des Mondkalenders im täglichen Leben. Hugendubel-Verlag, München, 1993
- H. Spiess: Chronobiologische Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung lunarer Rhythmen im biologisch-dynamischen Pflanzenbau. Schr. R. f. Biologisch-Dynamische Forschung, Bd. 3, Darmstadt, 1994
- M. Thun, M. K. Thun: Aussaattage. M. Thun-Verlag, Biedenkopf, 2001
- K.-P. Endres, W. Schad: Biologie des Mondes. Mondperiodik und Lebensrhythmen. S. Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig, 1997
- Christoph Weißer: Studien zum mittelalterlichen Krankheitslunar. Ein Beitrag zur Geschichte laienastrologischer Fachprosa, Würzburg 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 21)
- H. Groschwitz: Mondzeiten. Zu Genese und Praxis moderner Mondkalender. Waxmann-Verlag, Münster 2008 (= Regensburger Schriften zur Volkskunde/Vergleichenden Kulturwissenschaft, 18).
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